Ein König und seine Musik

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Ein König und seine Musik

Ein König und seine Musik

Am Wochenende durfte ich den Bienenzuchtverein Malsch auf seinem Ausflug zur Burg Hohenzollern begleiten. Die Burg Hohenzollern ist heute im Privatbesitz des Hauses Hohenzollern. Der Hausherr ist Georg Friedrich Prinz von Preußen. Er ist ein Nachfahre von Friedrich des Großen – Preußischer König von 1740 bis 1786.

In der Schatzkammer der Burg entdeckte ich zwei Traversflöten, –  ein Vorgängermodell der heutigen Querflöte -, auf denen Friedrich der Große regelmäßig gespielt hatte.

Ein König, der selber musiziert? Dafür hatte er doch Hofmusiker! Diese musizierten für ihn, damit er sich von den anstrengenden Regierungsgeschäften erholen konnte, einfach zur Unterhaltung. Heutzutage legt mein seine Lieblings-CD ein, hört Radio oder nutzt das Handy zum Musikhören, um sich abzulenken, zu motivieren, zu entspannen. Damals gab es nur Live-Musik. So eine Hofkapelle hatte mitunter auch eine repräsentative Funktion. Je nachdem, wie viele und qualitativ gute  Musiker man sich als König oder Fürst leisten konnte, stand man vor anderen Regenten besser da.

Friedrich der Große hatte namhafte Hofmusiker, die mit ihren Schriften und Kompositionen bis heute noch bekannt sind. Zu denen gehörte zum Beispiel auch Johann Joachim Quantz. Dessen Lehrwerk „Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen“ ist bis heute die Bibel für Musiker. Es ist viel mehr als nur eine Flötenschule – man kann darin viel über die Art und Weise erfahren, wie man die Musik der damaligen Zeit spielt. So etwas hatte es bis dahin noch nicht gegeben.

Warum musizierte er selber?

Reisende Zeitzeugen berichten, dass der König sehr gut Traversflöte spielen konnte, teilweise besser als manch professioneller Flötenspieler seiner Zeit. Außerdem komponierte er etliche, anspruchsvolle Flötensonaten. Einige davon befinden sich sogar in meinem Besitz. 

Sein Lehrer, Johann Joachim Quantz musste ihm täglich Flötenunterricht geben. Er begleitete ihn auch am Cembalo, während der König die Flöte blies. Außerdem war er der Einzige, der den König bei seinen Kompositionen beraten durfte.

Das Bild zeigt den Flöte spielenden König Friedrich II in seinem Schloss Sanssouci in Potsdam. Ganz rechts im Bild ist sein Flötenlehrer J.J. Quantz zu sehen.

Auf diesem alten Bild sieht man, wie der König beim Flöte spielen gestanden hat: ein Bein nach hinten, das andere nach vorn. Emmauel Pahud, ein Flötist der heutigen Zeit, der einige Flötensonaten des Königs auf CD eingespielt hat, hat sich intensiv mit den Werken Friedrichs des Großen beschäftigt, um sie möglichst so wieder zu geben, wie der König selbst sie gespielt hätte, fand heraus, dass man in dieser Haltung des Königs Musik „viel leichter spielt, das ist eine Haltung, die den König auszeichnet.“ Wenn man seine Musik in dieser Haltung spielt, klingt der Ton auch viel pompöser, majestätischer. (E. Pahud in einem Interview mit concerti, veröffentlicht am 12.12.2011)

Die Welt schreibt am 18.11.2011: „Man kann, im prächtigen Konzert wie in der kammermusikalischen Sonate, dem Charakter dieses nach wie vor faszinierenden Königs nachspüren. Denn nicht einmal in seinen Briefen gab er so viel von sich preis, wie in seiner Musik.“

Das war neu. Friedrich II lebte in einer Zeit, in der die Welt sich grundlegend verändert hat – auch in der Musik. Zum ersten Mal spielt man mit Affekten, Emotionen. Besonders seine langsamen Sätze sind voller Empfindungen, voller Ausdruck.

Die Musik, insbesondere das Musizieren auf seinem Instrument war also auch für den König Friedrich des Großen ein Ausgleich für seinen Alltag als Regent und eine Möglichkeit, seinen innersten Empfindungen Ausdruck zu verleihen. Es war für ihn offensichtlich noch erfüllender, selber zu musizieren, als nur seinen Hofmusikern zu lauschen.